Vor 20 Jahren, im August 2004, schrieb ich zum ersten Mal einen Text über einen Volkslauf. In dem Laufforum, in dem ich damals aktiv herumhing (laufen-aktuell.de, was später zum Forum von Runner’s World wurde) machte man das eben so – man schrieb, wie der Lauf war. Facebook war damals gerade erst gegründet und noch vier Jahre davon entfernt, in Deutschland an den Start zu gehen. Von Instagram, Snapchat oder TikTok ganz zu schweigen. Das Forum war unser „Soziales Netzwerk“, das eben nur aus Läufern und ein paar putzigen, laufenden Trollen bestand. (Grüße an „Günthi“ gehen raus). Mein erster „Laufbericht“ fand eine überraschend große Resonanz und so schrieb ich fortan über jeden meiner Volksläufe – und derer gab es viele.
Zwei Jahre später bastelte ich mir eine eigene Webseite, um all diese Texte übersichtlich zusammenzuführen und auch mit Bildern zu versehen, was im Forum nur eingeschränkt möglich war. 2007 ging die erste Version von Laufen mit Frauschmitt an den Start, 2009 kam ein eigener Podcast hinzu, als Podcasts noch eine echtes Nischenthema war. In dem wunderbaren „Was läuft?“-Podcast durfte ich 2020 die Geschichte zum „Schmittcast“ erzählen, die Episode ist – im Gegensatz zu meinen eigenen – noch online nachzuhören. In 18 Jahren habe ich über 200 Volksläufe gemacht, die meisten davon waren Halbmarathons. Reichlich Stoff für Geschichten und Beobachtungen.
Seit dem Start von Laufen mit Frauschmitt ist viel passiert. 2014 zog ein äußerst liebenswerter Hund bei mir ein, der eigentlich mein Laufbuddy werden sollte. Doch daraus wurde nichts, Panini war ein Sorgenkind mit vielen gesundheitlichen Problemen, vor allem im Bewegungsapparat. Das Titelbild zeigt uns beide nach einem der wenigen gemeinsamen Läufe. Sie liebte es sehr. Ich änderte mein Leben für sie und lief nicht mehr so viel. Im Januar 2024 starb mein geliebtes Tier und hinterließ eine große Lücke.
Die Webseite Laufen mit Frauschmitt war seit vielen Jahren nicht gepflegt worden. Sie war technisch „outdated“, viele Links funktionierten nicht mehr und sie wirkte wie ein äußerst renovierungsbedürftiges, altmodisches Gebäude. Ich scheute lange den enormen Zeitaufwand, all das zu erneuern. Nachdem mir mein Hoster inzwischen unanständig große Summen wegen der altertümlichen Seite abknöpfte (Für Kenner: PHP-Support), musste ich mich entscheiden: Seite vom Netz nehmen oder erneuern. Ersteres kam für mich nicht in Frage, zu groß war die Verbundenheit mit dem Projekt.
So stieg ich nach Feierabend Tag für Tag hinab in die Untiefen des Backends und tauchte oft erst gegen 23 Uhr wieder auf, eingestaubt mit Buchstaben und Bildern. Vor allem die Fotos machten mir Sorgen, vor 15 Jahren war die Qualität und Größe digitaler Bilder eine völlig andere. Trotzdem sollte die neue Webseite einigermaßen lecker aussehen. Manche Original-Bilder waren verschollen, viele mussten aufwendig aus alten Festplatten gefischt werden. Eingekaufte Stock-Bilder lagen oft nur in einer aus heutiger Sicht mickrigen Größe vor, manchmal konnte ich sie noch einmal größer herunterladen, manche musste ich ersetzen. Kuchenbilder wurden oft mit Smartphones der 2000er Jahre gemacht, deshalb sehen sie manchmal schrabbelig aus. Aber das ist dann eben so.
Bei dem Umzug „des Contents“ sortierte ich aus. Einiges war so veraltet, dass ich getrost darauf verzichten konnte (z. B. Laufschuhtests), andere Texte fand ich einfach aus anderen Gründen verzichtbar. Auch ein paar Laufberichte fielen durch das neue Qualitätsraster. Buchtipps, Videos, Rezepttipps – all das blieb draußen. Von 239 Beiträgen wanderten 85 in die neue Seite. Nach und nach werden meine Kolumnen hinzukommen, die ich seit 2015 für das Magazin „Läuft“ schreibe, somit wird es hier immer wieder neue Beiträge geben.
Ich bin froh, dass Laufen mit Frauschmitt jetzt endlich auch in einen neuen digitalen Zeitabschnitt eintreten darf und dass ich wieder auf die Seite verweisen kann, ohne eine Flut von entschuldigenden Erklärungen hinterherzuschicken.
Zuvorletzt noch ein kleiner Werbehinweis: Meine beiden Bücher über das Laufen, erschienen 2012 und 2014, sind beide noch im Handel erhältlich.
Und zuletzt: vielen Dank für euer Interesse und die liebevolle Treue über so viele Jahre.
Heidi „Frauschmitt“
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