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Bloggerkauf – ein offener Brief an Tchibo.

Sa, Sep 21, 2013

Schnipsel

Bloggerkauf – ein offener Brief an Tchibo.

Jeden Tag erreichen mich als Laufbloggerin Anfragen von Unternehmen. Freundliche, interessante, unhöfliche, unseriöse – die Bandbreite ist groß. Fraglose Anfragen sind allerdings eine neue Dimension. Und ein Grund, deutlich darauf zu antworten. In diesem Fall in einem offenen Brief. Zum besseren Verständnis mit der ursprünglichen Mail im Original vorweg.

Liebe Frau Schmitt,

Vielleicht haben Sie es schon bei Achim Achilles gelesen: Bei Tchibo heißt es bald wieder: „Cool Running“. Ab dem 8. Oktober gibt es Laufbekleidung, Laufschuhe und Zubehör!

Für unseren Tchibo Blog suchen wir nach laufstarken Gastautoren, die unseren Lesern Tipps geben, wie sie ihren inneren Schweinehund siegreich bekämpfen Ihre Lauferlebnisse und geschichten auf Laufen mit Frau Schmitt gefallen uns gut. Sicher haben Sie einige sehr konstruktive Vorschläge?! Da wir auch gerne Fotos von Ihnen posten wollen, freuen wir uns, wenn Sie uns Ihren Klamottenwunsch aus unserer neuen Laufwelt (Siehe Dokument im Anhang) und Ihre Konfektions- bzw. Schuhgröße mitteilen. Natürlich dürfen Sie die Sachen behalten.

Den Beitrag und das Foto senden Sie uns im Anschluss einfach zu. Diese präsentieren wir dann in einem gesammelten Beitrag im Tchibo Blog. Bei Interesse stellen wir Ihnen gerne zusätzliche Artikel aus der aktuellen Wochenwelt zur Verlosung auf Ihrem Blog zur Verfügung.

Bei weiteren Fragen, Rufen Sie mich gerne persönlich unter … oder unter … an.

 

Liebe Frau …,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Oder nein, Halt – das ist das falsche Wort. Denn das beinhaltet ja das Wort „Frage“ und eine solche fehlt in Ihrer Mail. Sicher haben Sie aber die Frage, ob ich an Ihrem Angebot Interesse habe, einfach nur vergessen. Das macht ja nichts. Darüber hinaus liegen Ihrer Mail aber ein paar Missverständnisse zu Grunde und ich möchte die Gelegenheit nutzen, sie hier aufzuklären.

Achim Achilles ist eine kommerziell motivierte Plattform eines Unternehmens, das ein Hobbyläufer gegründet hat. Ich persönlich bevorzuge als Informationsquelle Angebote, die stärker von Fachkenntnis und journalistischer Qualität geprägt sind bzw. die eine persönliche und unabhängige Sicht auf die Dinge haben. Zugegebenermaßen wird es immer schwerer, solche in größerer Bandbreite zu finden, aber ich gebe nicht auf. Ergo habe ich bei Achim Achilles nichts gelesen, auch nicht, dass es bei Tchibo Laufkleidung geben wird.

Es freut mich, dass Ihnen mein Blog gefällt. Allerdings gebe ich meinen Lesern in der Regel keine Tipps – viele von ihnen sind schnellere und bessere Läufer als ich. Da Sie meinen Blog bestimmt aufmerksam betrachtet haben, wissen Sie ja, dass mein Fokus auf unterhaltsamen Texten liegt, die von persönlichen Erfahrungen handeln. Um zu Ihrem Thema ein paar geistreiche und unterhaltsame Zeilen zusammen zu fassen, die nicht von Allgemeinplätzen handeln, die jeder Läufer schon kennt (sich hinterher belohnen, mit Freunden verabreden, Ziele setzen, neue Schuhe kaufen etc.), müsste ich eine ganze Weile überlegen, zumal, wie ich nach Sichtung Ihres Blogs annehme, ca. 500 Zeichen zur Verfügung stehen würden. Das ist eine Herausforderung, weil herzlich wenig für „einige Vorschläge“.

Ich verstehe Ihre Mail so, dass Sie dann gern ein paar Fotos von mir in den Tchibo-Laufklamotten hätten. Letztere stellen Sie mir zur Verfügung. Um in dieser Weise für ein Unternehmen Testimonial zu werden, muss ich sehr von seinem Konzept überzeugt sein. Obgleich Tchibo bei den Unglücken in Bangladesh zu Beginn dieses Jahres durch seine Haltung eine respektable Figur abgegeben hat und Bemühungen in Sachen Nachhaltigkeit durch die eingesetzten Materialien erkennbar sind, stehe ich Laufbekleidung bei Tchibo skeptisch gegenüber. Laufläden, die Markenware anbieten, können mit Ihren Kampfpreisen niemals mithalten, Läufer sind jedoch auf die kundige Beratung in diesen Fachgeschäften angewiesen. Vom Laufschuhkauf ohne jede Beratung halte ich – abgesehen von der bei Ihnen angebotenen Schuhqualität – ohnehin nichts. Hinzu kommt, dass die Preise dazu verführen, eher in viele kurzlebige Stücke zu investieren als in wenige hochwertige. Auch das widerstrebt mir.

Es ist mir wohl bewusst, dass ich keine Prominente bin. Aber selbst, wenn mich kein Mensch auf der Welt je zuvor gesehen hätte, würde ich meine Nase nicht ohne weiteres in jede Kamera halten, nur weil mir jemand ein Jäckchen schenkt. Die Selbstverständlichkeit, mit der Sie davon ausgehen, dass jeder Blogger auf Ihrer Webseite in Ihrer Kleidung als Model auftritt, verblüfft mich.

Ich weiß, das alles interessiert Sie gar nicht. Sie wollten doch nur schnell und bequem etwas Content für Ihren Blog und dazu zum Schnäppchenpreis Ihrer Kleidung Klicks und Wohlwollen aus dem Umfeld der angesprochenen Blogger. Viele Unternehmen haben ähnliche Ideen, entsprechend zahlreiche Anfragen rauschen bei Bloggern in die Mailbox. Es ist ein Jammer, dass Blogs dadurch immer mehr zu Warenschaufenstern verkommen. Das ist gewiss nicht Ihre Schuld, die Blogger müssen selbst entscheiden, für wen oder was Sie stehen.

Wenn die aktuelle Entwicklung allerdings dazu führt, dass Unternehmen glauben, jedermann bereits durch die Zusendung von Waren fraglos und automatisch als Werbeträger verpflichten zu können; wenn Wort und Bild von Menschen, die sich (wenn auch im bescheidenen Rahmen einer Nische) einen Ruf erarbeitet haben, einen derart geringen Wert und Respekt genießen, dann kann man schon mal kiebig werden.

Oder in Kurzform: Meine Antwort auf die Frage, die Sie gar nicht gestellt haben, lautet „Nein“.

Beste Grüße

Heidi Schmitt

 

(Titelbild: © Coloures-Pic – Fotolia.com)

33Antworten um “Bloggerkauf – ein offener Brief an Tchibo.”

  1. Blumenmond Says:

    Gefällt mir sehr – also nicht die Tchibo-„Anfrage“ sondern die Antwort. Wird zwar ähnlich dort einlaufen wir der Sack Reis in China (denn es wird genug geben, die gegen billige Klamotten ein Bildchen schicken) aber das Statement ist trotzdem gut.

  2. Daniel Says:

    Ein Klick auf den Facebook Button drückt das gar nicht genug aus -darum nochmals wortwörtlich: das GEFÄLLT MIR! 😉

    Eine angemessene Reaktion auf eine unangemessene (weil in meinen Augen einfach schamlose) Anfrage. An so einer Stelle frage ich mich oft, ob jemand auch ohne das Kommunikationsmedium eMail so agieren würde.

  3. Alex Says:

    Einfach super!

  4. Daniel Says:

    Liebe Heidi, vielen Dank für diesen Beitrag! Ich bin so absolut einer Meinung mit dir – und finde es immer wieder traurig, wenn sich ein Blogger für ein paar Almosen und etwas Bauchpinselei an Big Corporate verkauft. Bleib weiterhin standhaft! 🙂

  5. Moni Says:

    Heidi,

    die Antwort ist genial! Das ist echte Samstagabend- Unterhaltung!

    LG Moni, die da ganz mit Dir auf einer Linie ist

  6. Ariana Says:

    Ein sehr interessanter Beitrag – welcher aus meiner Sicht zwei problematische Aspekte anspricht.

    Einerseits die Art der Anfrage. Bei mir flattern beinahe jeden Tag Anfragen in die Mailbox. Und 99% sind einfach schlecht recherchiert oder ziemlich dreist. Von „Hallo Eigenerweg“ (ähm – so heisse ich nicht wirklich 😉 ) bis zu Werbeblogposts mit unzähligen Rechtschreibefehler, welche sie gerne gratis bei mir veröffentlichen wollen ist alles dabei. Andererseits sind auch viele interessante Anfragen darunter 🙂

    Der zweite Punkt, ob man als Blogger für ein Unternehmen Werbung machen möchte, ist deutlich schwieriger zu klären. Ich sehe grundsätzlich nichts schlechtes dabei, wenn man Produkte testet, welche man zur Verfügung gestellt bekommen hat. Und für Produkte, welche ich genial finde, mache ich auch gerne Werbung (wie z.B. Deine Buchempfehlungen) – einfach weil ich es toll finde, wenn andere von guten Erfahrungen profitieren können. Allerdings sollte die Bewertung dann trotzdem objektiv sein und man muss dabei auch beachten, dass die Produkte „Einnahmen“ sind 😉

    Tchibo Produkte finde ich übrigens gar nicht so schlecht (bei „Marken“ zahlt man zu einem grossen Teil wirklich nur den „Markennamen“ – ich habe hierzu erst kürzlich einen Link veröffentlicht) – sie sind funktionell und halten ziemlich lange – auch wenn sie jeder zweite an hat 🙂

    Deine Antwort finde ich trotzdem sehr amüsant – hat mich direkt zum Schmunzeln gebracht.

    Liebe Grüsse
    Ariana

  7. admin Says:

    Hallo Ariane,

    vielleicht kurz zu Deinem zweiten Punkt. Hier kommt es meiner Meinung nach ganz drauf an: wie oft wird etwas getestet und wie selektiv. Man bekommt ALLES zum Testen angeboten, aber ich teste kein T-Shirt. Das ist doch albern. Man muss doch etwas sagen können über das Produkt. Und sowas wie „Hat gut geschmeckt, ob es wirkt, muss sich erst noch rausstellen“ sollte man sich wirklich verkneifen. Ich teste nur, wenn das Produkt so gut zu mir passt, dass ich es sowieso gekauft hätte, oder wenn es außergewöhnlich ist. Und eben: ich teste selten. Am allerliebsten ist es mir, ich empfehle etwas, weil ich es gekauft habe und davon überzeugt bin. Davon gibt es hier im Blog etliche Beispiele.

    Von Tchibo gibt es gute Sachen und schlechte. Aber das tut eigentlich gar nicht viel zur Sache. Hier geht es ja um etwas Grundsätzliches.

    Viele Grüße
    Heidi

  8. michael b. Says:

    Liebe Frau Schmitt,
    i like. Nicht nur Ihre Antwort auf die Tchibo „Anfrage“ sondern in erster Linie auch Ihre amüsanten Laufberichte aus erster Reihe. Würde mich sehr über einen Bericht des heutigen Martyriums Namens Altkönig Lauf 2013 freuen. War selbst erstmalig dort am Start und habe hochachtung vor allen, die dort trotz Streckenkenntniss freiwillig mehrfach antreten 😉
    LG
    Michael B.

  9. admin Says:

    Hallo Michael,
    Dankeschön! Ja, der Altkönig-Lauf ist der Knaller. 🙂 Man kann aber auch tatsächlich ein Opi-Omi-Läufchen draus machen, wenn man so drangeht, wie ich heute. Nach mir kamen dann auch nicht mehr viele … 😀 Leider wird es mit dem Bericht dieses Mal nichts. Gewählt habe ich zwar schon, aber nun muss ich noch etwas arbeiten. Das geht leider vor. Sehen Sie es mir bitte nach.
    Viele Grüße
    Heidi

  10. Walter Says:

    Respekt!
    Bleib deiner Linie treu…es gibt andere, die nur auf solche Angebote aus sind 🙂

  11. Shan Dark Says:

    Ten Points für Heidi!

    Aber selbst, wenn mich kein Mensch auf der Welt je zuvor gesehen hätte, würde ich meine Nase nicht ohne weiteres in jede Kamera halten, nur weil mir jemand ein Jäckchen schenkt. …gefällt mir besonders!

    Die Anfrage von Tchibo ist wirklich eine Frechheit. Sowas ohne AnFRAGE hatte ich bisher nur ein Mal im Blogpostfach, und zwar von der BILD-Zeitung (es ging ums WGT in Leipzig). Da wurde auch mit Selbstverständlichkeit davon ausgegangen, dass jedem die Hose aufgeht, wenn er mit der BILD zusammenarbeiten und denen Infos liefern kann.

  12. Sandra Coy - Tchibo Blog Says:

    Liebe Heidi Schmitt,

    mit Bedauern lese ich Ihren Beitrag. Denn natürlich nehmen wir Kritik zur Kenntnis (und ernst!)- jeden „Sack Reis“ (oder Kaffee) der umfällt. Wir stufen diese Kritik nicht als lapidar ein.

    Es tut mir leid wenn unsere Mail bei Ihnen den Eindruck erweckte, wir suchen „billige Werbefläche“. Das entspricht nicht den Tatsachen. Was wir im Tchibo Blog regelmäßig praktizieren: uns zu bestimmten Themen mit anderen Bloggern, gerne Fachbloggern, auszutauschen. Natürlich ist in diesem Fall unsere Lauf-Wochenwelt Aufhänger für das Lauf-Thema. Im Fokus steht für uns aber tatsächlich die Frage nach der Überwindung des inneren Schweinehunds. Die Kleidung dazu sehen wir eher als Aufwandsentschädigung. Hier gebe ich Ihnen allerdings Recht, der Satz mit den Fotos war unglücklich formuliert. Auch Ihre Kritik auf die „Nicht-Frage“ ist berechtigt.

    In diesem Sinne Danke für Ihr ehrliches Feedback, wir werden es uns zu Herzen nehmen und unsere Kooperations-Anfragen künftig noch sensibler handhaben. Denn natürlich ist mir bewußt, dass herausragende Blogger mit Firmen-Angeboten überrollt werden. Das Gleicht gilt allerdings auch andersherum: Auch wir bekommen täglich viele Mails von Bloggern, die in der Hauptsache Artikel zum „Test“ wollen.

    Es braucht also viel Fingerspitzgengefühl in der Kommunikation zwischen Bloggern und Unternehmen – und wir lernen täglich neu dazu. Gleichzeitig finde ich die Kontakte und Kooperationen aber auch außerordentlich spannend und bereichernd und bin gespannt, wie sich diese in den nächsten Monaten, Jahren entwickeln werden.

    Herzliche Grüße aus Hamburg

    Sandra Coy, Chief Editor Corporate Communications, Tchibo GmbH

  13. admin Says:

    Liebe Frau Coy,

    danke für Ihre schnelle und offene Antwort!
    Dass Sie zahlreiche Anfragen von Bloggern bekommen, zeigt mir, wie albern die gegenwärtige Entwicklung ist. Und auch, wie bereits geschrieben, dass hier die „Schuld“ keineswegs nur bei den Unternehmen zu sehen ist. Kooperationen können dann sehr spannend sein, wenn Blogger wirklich etwas Konstruktives zu sagen haben und Unternehmen bereit sind, zuzuhören. Es ist allerdings selten, dass beides zusammenkommt. Aber das ist die Art Kooperationen, die ich Tchibo und den Bloggern – zu beiderlei Frommen – wünsche. Wenn alle so schreiben, wie Sie, könnt’s was werden.

    Viele Grüße
    Heidi Schmitt

  14. Daniel Says:

    Das ist doch das schöne am Medium Blog – berechtigte (!) Kritik kann helfen Produkte oder auch Prozesse zu verbessern. So gesehen hat man hier vielleicht sogar mehr gewonnen, als einen kurzen Beitrag und ein paar Kaffeebohnen zum verlosen.

    Diese Art der Transparenz finde ich prima – darum auch nochmal Danke an FrauSchmitt und an die offene kritische Antwort von Tchibo.

    VG
    Daniel

  15. Brennr.de Says:

    Liebe Heidi,
    ich finde es klasse, wie Du auf diese „Anfrage“ reagiert hast. Auch ich habe eine Mail erhalten und war ebenfalls irritiert, wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, dass ich mitmache.
    Ich soll Tipps geben, wie man sich zum Laufen motiviert? Hm, ok, vielleicht. Ich soll mich in Tchibo-Klamotten ablichten und die Fotos zur Veröffentlichung auf dem Tchibo-Blog zusenden? Äh, halt, nein! So würde ja der Eindruck entstehen, als ob ich die Sachen gut finden und empfehlen würde. Aber nach meiner Meinung dazu wird ja gar nicht gefragt. Sorry, so nicht!
    Daher habe auch ich abgelehnt. Ich teste gerne Produkte und bin auch kritisch, aber hier geht es ja gar nicht um meine Meinung zum Produkt selbst. Ich würde also in deren Blog meinen Fotos somit Werbung für etwas machen, wozu ich mich um dazugehörigen Artikel nicht äußern kann. Ohne mich.

  16. Sebastian Says:

    Motivation, Bedürfnisse und Ziele der Blogger hast Du sehr gut formuliert ! Danke

  17. José Says:

    So eine Anfrage kann auch nach hinten gehen. Man stelle sich vor, die angebotenen Klamotten gefallen nicht. Man probiert sie an, man findet sie eklig, und hat das auch fotografisch dokumentiert. Und zack! ein Blogbeitrag mit unvorteilhaften Fotos und einer deutlichen Kritik ist entstanden.

    Als Unternehmen würde ich das nicht unbedingt riskieren wollen.

  18. Sandra Coy - Tchibo Blog Says:

    Hallo José,
    stimmt, aber dieses „Risiko“ sollte man als Unternehmen eingehen. Andernfalls macht der Austausch auch keinen Sinn.

    Schöne Grüße

    Sandra Coy

  19. claudia Says:

    liebe heidi, leider wird die in den fachläden angebotene markenware auch zum großen teil in asien hergestellt, unter welchen bedingungen auch immer … hab grad wieder im laufladen meines vertrauens schuhe, socken und winterhose gekauft, warum wird kaum was in europa produziert … alle meine neuen laufsachen sind made in asien, und die modelle von thoni mara, die in chemnitz produziert werden, sind bis auf einzelstücke nicht mein stil (oder die deutsche firma mit dem Affen in der werbung…) sind ausnahmen … ich freue mich immer schon riesig, wenn ich mal unterwäsche oder shirts finde, die made in portugal, slowakien, eben europa, sind.
    was ich damit sagen will, wenn es um nachhaltigkeit geht, dann auch um die bedingungen, unter denen die sachen produziert werden, und da bekomme ich in den fachgeschäften leider auch nicht wirklich sachen, die nur kurze transportwege hinter sich haben und unter „akzeptablen“ produktionsbedingungen hergestellt wurden (wobei ich auch in europa die bedingungen nicht kenne…, dann müsste ich wohl meinen job auf ein minimum einschrumpfen, um mich langer und sicher nicht einfacher recherchearbeit widmen zu können).
    Ansonsten stehe ich auch voll hinter deiner meinung – die antwort von tchibo ist interessant, komplett anders formuliert als ihr erstes anschreiben. es schien im anschreiben eher erwartungsgemäß, dass jeder anspringt und sich über das angebot kritiklos freut.
    danke für deine immer interessanten berichte, macht freude, sie zu lesen, auch und gerade dann, wenn man mal ein motivationsloch hat 😉 hinterher sind die schuhe schnell an den hacksen und raus gehts… egal, wie das wetter ist!
    schöne herbstgrüße aus berlin
    claudia

  20. admin Says:

    Liebe Claudia,

    es ist mir wohl bewusst, dass Markenware nicht zwangsläufig die nachhaltiger Produzierte sein muss. Ich kann da nur auf einen alten Artikel von mir verweisen (der in fast allen Punkten noch aktuell ist) https://www.laufen-mit-frauschmitt.de/nachhaltige-sportkleidung/ Er wurde weit vor den Unglücken in Bangladesh geschrieben. Außerdem verweise ich auf diesen da: https://laeufer-pro-umwelt.de/discounter-laufkleidung/ Ich habe ja geschrieben, dass Tchibo durchaus ein Auge auf die Nachhaltigkeit hat. Aber es ist eben eine zweischneidige Sache. Eine europäische Produktion ist nicht automatisch die bessere, Du hast ganz recht, dass man da schnell ins Unterholz kommt.

    Mir ging es auch weniger darum, Tchibo-Kleidung zu kritisieren, als deutlich zu machen, dass es ein Unterschied ist, ob man einmal im Jahr ein Leibchen dort kauft, oder ob man sich in der Kleidung ablichten lässt und mit seiner Nase dafür steht. Und sei es auch nur auf einem Bild in einem Blog.

    Mit allem was wir tun und kaufen, definieren wir uns selbst und treffen eine Entscheidung dafür, wie wir die Welt haben wollen. Wir gestalten, bewusst oder unbewusst. Wenn man nicht bedürftig ist, ist es einfach blöde, etwas zu kaufen NUR WEIL es günstig ist oder gar etwas abzugreifen, NUR WEIL es nichts kostet. Ich glaube, dass unsere Kriterien andere sein sollten. Es ist ein großer Luxus, nicht bedürftig zu sein, den will ich dann aber auch genießen und mich nicht in so eine komische Kiste schieben lassen.

    Danke für die wie immer freundlichen Grüße!

  21. claudia Says:

    danke für den tipp, eben nochmal gelesen (mittagspause am monitor mal wieder…), die lange recherchearbeit hattest du dir schon längst angetan … (hatte ich wohl 2011 auch gelesen, aber nicht wirklich tiefer wahrgenommen bzw verarbeitet.), das kaufverhalten (tchibolaufshirt für irgendwas um die 9…10 euro glaub ich, jedenfalls so, dass ich es ohne lange zu überlegen mitnahm) habe ich natürlich auch durch, und die passform war nach kürzester zeit hinüber, so bin ich bei meinen marken geblieben, die bisher immer extrem lange halten, so dass mich eher der Geruch nach jahren stört, den die laufwäsche irgendwann annimmt.
    im grunde kaufe ich mittlerweile nur noch sachen, in die ich mich ein stückchen „verliebe“, und kann das auch, da ich – zum glück – nicht in dem sinne bedürftig bin.
    der vorteil ist klar: ich trage sie gerne und lange. wahrscheinlich schlecht für die wirtschaft, aber gut für die umwelt und mein gefühl. und ich mag auch übersichtlichkeit, die verliere ich ganz schnell, wenn ich alle naselang was neues kaufe.
    danke dir und nochmal schöne herbstgrüße aus dem dicken B an der Spree …. c

  22. Olaf Says:

    Sehr konsequent Frau Schmitt. Aber auch korrekt, mich wundert es allerdings was ich so aus den Kommentaren heraus lese wie viele doch „eher unfreiwillig“ diese Anfragen von Herstellern bekommen und das lese ich hier nicht zum erstenmal. Nun bin ich nicht der bekannteste Laufblogger, schreibe auch noch nicht lange und bei weitem nicht so amüsant wie hier oder in anderen gernbesuchten Laufblogs aber solche aufgedrängten Anfragen habe ich bislang (zum Glück)nur von einer Eventagentur erhalten. Mit der Nachhaltigkeit unserer heißgeliebten Laufklamotten ist das ja immer so eine Sache, wem kann man vertrauen, wo und wie werden Sachen produziert, ist und bleibt ein heißes Thema. Generell stehe ich in der Hinsicht besonders einem „oder dem größten“ US – Sportartikel Hersteller deutlich kritscher gegenüber als z.B. Tchibo. Dieses hat natürlich nichts damit zu tun, dass ein Unternehmen sich mit Fremden Federn schmücken will. Darum finde ich es gut das dieser offene Brief an Tchibo zurück geht, denn je unabhängiger Blogger schreiben umso glaubwürdiger erscheinen mir ihre Seiten!

    VG Olaf U7N

  23. Lena Says:

    Super Reaktion, auf diese „Anfrage“ von Tchibo. Mal abgesehen von der dreisten Anfragemail, geh ich auch mit deiner Meinung bezüglich Tchibo Laufkleidung konform!

    Daumen hoch!

    Lg

  24. Dorit Says:

    GEIL!
    Hoffentlich hat sich irgendjemand hingesetzt und den wunderschönen Text auch gelesen. Bei Tchibo, meine ich.
    LG

  25. Ralf Says:

    Hallo Heidi!

    „[…] als deutlich zu machen, dass es ein Unterschied ist, ob man einmal im Jahr ein Leibchen dort kauft, oder ob man sich in der Kleidung ablichten lässt und mit seiner Nase dafür steht. Und sei es auch nur auf einem Bild in einem Blog.“

    Das sehe ich genauso – zumal man so etwas heutzutage in dem Bewusstsein tut, dass derartige Bilder ganz schnell wieder und wieder verwendet werden und vielleicht plötzlich in einem ganz anderen Zusammenhang wieder auftauchen können. Die privaten Fernsehsender machen das tagtäglich vor. Da werden munter Interviews und Berichte, die z.T. mehrere Jahre alt sind in „neue“ Beiträge gepackt oder in Beiträgen gezeigt, die nicht unbedingt im thematischen Zusammenhang mit dem Ursprungsbeitrag stehen.
    Das Anschreiben von Tchibo machte jetzt auch nicht den Eindruck, dass die Verwertungsrechte eindeutig geklärt sind.
    Von daher – richtige Entscheidung! 😉
    LG, Ralf (TriMage)

  26. Marcus Says:

    Hi Heidi,

    ich habe Dein Buch mit großer Freude gelesen und schreibe selbst gern Berichte von besonderen Läufen.
    Deine Reaktion auf die Tchibo Anfrage finde ich Klasse. Auf Deine gewohnt bestimmte und humorvolle Art hast Du alles auf den Punkt gebracht.
    Sportliche Grüsse
    Marcus Klein der Vegan Runner

  27. Wiesel Says:

    Habt ihr das momentan auch gehäuft: Immer neue Seoagenturen die laufend „hochwertigen Content“ oder „wissenschaftlich aufbereitete, hochwertige Infografiken“ platzieren wollen? Alles natürlich nur im Sinne der User 😉 und am besten kostenlos für die Agentur weil der Content ja so toll ist. Irgendwie scheine ich und meine Seite zu naiv rüberzukommen :-/

  28. Frauschmitt Says:

    @Wiesel Ja, hab ich auch oft im Postfach, diese Dödel. Aber schon seit bestimmt einem Jahr gehäuft. Die wählen da nicht besonders zwischen den Seiten, die gucken sie meist nur auf einer Viertel Arschbacke an, wenn überhaupt.

  29. Saleh bitar Says:

    Ja das kann ich auch glauben, Tchibo macht verschiedene solche Angebote, und es sind manchmal Ware die aus dem Lebensmittelsortimente und ebenfalls Ware die zu ihren Geräte und Machine gehören aber nicht mal mehr dort zu finden sind, es ist mal bei uns passiert, aber bei anderen Angebote sind aber super sehr gut zu empfehlen..

  30. Farbenfreundin Says:

    Der Beitrag ist zwar schon älter, aber immer noch hochaktuell. Danke, Danke, Danke!
    Auch ich bin immer wieder perplex über die Post von Unternehmen und Marketingleuten… nur weil ich Blogger bin.

    Danke!

  31. Florian Deibl Says:

    Das war der erste „Beitrag“, den ich auf deinem Blog gelesen habe und bereits jetzt bin ich begeistert. Ein sehr sehr schöne Antwort auf die „Anfrage“ von Tchibo 😀 Hut ab, ich wünschte mehr Menschen würden so denken bzw. die Meinung so vertreten

    Grüße Flo

  32. Farbenfreundin Says:

    … auch wenn der Beitrag schon älter ist: DANKE auf im Jahre 2018!


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