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Das Wort zum Montag.

So, Mai 26, 2013

Schnipsel

Das Wort zum Montag.

Es geschah am Mittag des heutigen Sonntags. Etwa um 10:20 Uhr. Ich war von einer Laufrunde zurückgekommen, bei der es nonstop schüttete. Die Wetter-App zeigte sieben, gefühlte vier Grad. Der Himmel hatte sich so verdüstert, dass man das Licht anschalten musste. Ich zog mir trockene Sachen an, um mich noch ein wenig auf meinen geliebten Waterrower zu setzen. Dazu schaltete ich den Fernseher ein und zappte so lange herum, bis ich etwas halbwegs Akzeptables fand: eine Wiederholung der Talkrunde „Kölner Treff“. Ich ruderte so vor mich hin, starrte einigermaßen lustlos auf Mary Roos, die leidenschaftlich über irgendetwas redete, von dem ich nicht mehr weiß, was es war. Dann ging das Wort an zwei Speedbergsteiger. Bettina Böttinger stellte ihre Schülerzeitungsfragen und das Gespräch plätscherte synchron zum Wasser in meinem Rudergerät dahin. Mit verschiedenen Fragen gab die Talkmasterin ihrem Unverständnis für das Hobby der beiden jungen Männer Ausdruck, insistierte immer wieder, bis sie schließlich fragte: „Ja aber, spielt der Tod bei dem, was Sie tun, nicht eine Rolle?“ Der so angesprochene Sebastian Haag, der seinen Bruder im Berg verloren hatte, dachte nicht lange nach und antwortete: „Der Tod sollte bei allem, was wir tun, eine Rolle spielen.“ Ob sich mein Rudertraining heute gelohnt hat, weiß ich nicht so recht. Aber es hat sich gelohnt, den Fernseher einzuschalten, um diesen einen Satz zu hören.

Haag

Wer heute bei Facebook vorbei schaut oder sich zum Smalltalk mit irgend jemandem zusammen tut, hat vor allem ein Thema. Das Wetter. Es ist zu kalt und zu nass. Wir wollen Sonne und sie kommt einfach nicht bei. Ich hatte einen schönen Lauf heute bei gefühlten vier Grad. Ich hatte sehr nette Begleitung. Es wäre schöner gewesen in der Sonne. Aber es ging auch so. Wenn unsere Vergänglichkeit eine Rolle spielt, bei allem, was wir tun, ist das Wetter unerheblich. Wenn wir krank wären und nicht laufen könnten. Wenn wir alt wären und nie wieder laufen könnten. Und es träte dann eine gute Fee an unser Bett, die uns anbietet, uns wieder gesund zu machen oder einen letzten langen Lauf zu ermöglichen –  was würden wir wohl sagen? „Aber nur, wenn das Wetter gut ist?“ Kälte und Nässe nerven. Aber sie gehören zu den Dingen, die im Grunde nicht wichtig sind. Denn es ist wahr, was Sebastian Haag sagt. Läufer haben es gut. Sie können laufen. Come rain or come shine.

Titel: © Leadinglights – istockphoto.com

3Antworten um “Das Wort zum Montag.”

  1. Lizzy Says:

    Wetter ist bei mir eigentlich so gut wie nie ein Thema. Schon gar nicht ernsthaft. Nichtmal morgens beim Warten auf den Fahrstuhl wenn niemandem irgendwas anderes einfällt. Dann lieber auch mal Klappe halten.

    Aber auf den Deal mit der Fee von wegen „letzter langer Lauf“ würde ich bei Mistwetter trotzdem dankend verzichten. Der wäre ungefähr vergleichbar mit einer Henkersmahlzeit bestehend aus Kohlrabi und Fenchelgemüse ungewürzt und salzfrei in Mehlschwitze.

    Nee danke – dann lieber in beiden Fällen gleich die Lampen ausknipsen und aufs Paradies hoffen. Natürlich in gleißendem Sonnenschein.

    P. S. Auf einen „letzten Deal“ allerdings stelle ich mich schon lange gedanklich ein und hoffe auf eine Chance dazu. Wenn’s soweit ist würde ich gerne sagen: „Kleinen Moment bitte! Einmal kurz anhalten und könnte ich noch ’ne selbstgedrehte Zigarette, einen Cognac, einen Espresso und vielleicht noch ’nen Nougatstückchen haben? Dann kann ausgeknippst werden.“

    Und wenn ich es recht bedenke, würden Zigarette & Co. bei Sonnenschein und Wärme gleich nochmal soviel Spaß machen.

    Aber ob sich irgendwer dann mein Drehbuch für’s Ableben durchliest und dann auch noch beherzigt? Zweifel sind angebracht 😉

  2. Daniel Says:

    Regen ist ja wirklich nicht so ein großes Thema. Zeigt doch die Überpräsenz von Wettermeckereien sicherlich einerseits, dass dieses Jahr Wettertechnisch für die Tonne ist – aber auf der anderen Hand auch, dass so gut wie keine wichtigeren Themen in Deutschland von Bedeutung sind.

    Mich selbst nervt der Regen zwar auch, aber mein Knie hat beschlossen mir eine Pause vom motzen zu geben und tut einfach mal weh. Schön – kann ich die Nichtlauferei direkt auf das olle Gelenk schieben 😉


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  1. […] Ein Beitrag zum Wetter und dem Umgang mit demselben von Frau Schmitt. Um ein Zitat daraus zu zitieren: “Der Tod sollte bei allem, was wir tun, eine Rolle spielen.” […]

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